Mittwoch, 28. Januar 2009

Geldpolitik ist Politik

Die Geldpolitik war schon immer wenig von neoliberalen (oder sonstigen) wirtschaftsphilosophischen Prinzipien geleitet, sondern von realer, machtpraktischer Politik.

Zur Gefahr von "Moral hazard" von Politik und staatlichen bzw. privaten Banken der Vermögensberater Peter Boehringer:

Preisfrage: Von wem stammt folgendes Zitat? „Die Moral hazard Gefahr [von Bankenrettungsaktionen] ist offensichtlich. Aber wenn die Wahl zwischen marktnahen Bewertungsansätzen und dem Verlust Hunderttausender Arbeitsplätze zu treffen ist, ist diese Wahl u.E. einfach.“ Nein – dies schreibt kein chronischer Interventionist wie z. B. der Wirtschaftsweise Peter Bofinger und auch nicht die Presseabteilung von Bear Stearns. Den Satz findet der erstaunte Beobachter in der neuen Researchstudie der Investment Bank Dresdner Kleinwort vom April 2008 zur Lage des Bankensystems.



Seit Keynes wissen wir alle, dass man kurzfristig Jobs schaffen (oder besser: retten) kann, wenn man die Wirtschaft (oder besser: die Banken) mit Liquidität überflutet. Vermutlich denkt zwar DK beim „Verlust Hunderttausender Jobs“ eher an gefährdete Bankerjobs als an die in der Realwirtschaft – aber sei’s drum. DK hätte auch „viele Millionen Jobverluste“ schreiben können – denn das wäre bei einem Bankenkollaps die Größenordnung in der Realwirtschaft. Und da ist es keine sehr gewagte Prognose, dass die durchgängig und seit Jahrzehnten vulgär-keynesianisch denkenden Politiker natürlich den Geldhahn aufdrehen werden. Warum vulgär-keynesianisch? Weil Keynes vor 70 Jahren eben auch davon gesprochen hat, dass die Stimulus-Gelder aus der Druckerpresse in besseren Zeiten wieder eingesammelt werden müssen. Bei derzeit historisch hohem Geldmengenwachstum (US-M3 +19% p. a.!) ist jedoch nicht zu erwarten, dass wir irgendwann „in besseren Zeiten“ wieder mal -15% oder so sehen werden, wie Keynes es gefordert hat.



Systemresistenz durch unkonventionelle Maßnahmen
Wer aber genau beobachtet, muss die neue Qualität der Notenbankaktionen
seit Juli 2007 erkennen:
- Minimalzinssätze trotz ausufernder Inflation
- direkte Geldspritzen an illiquide Banken über „unkonventionelle“
Maßnahmen und neue dauerhaft monetarisierende, de
facto Eigenkapital ersetzende Maßnahmen
- Einführung neuer, die beanspruchende Bank anonym haltender
Instrumente (Term Auction Facility, Term Securities
Lending Facility)
- Akzeptierung von weltfremder „fair value“-Schuldenbilanzierung,
die formal die Gewinne erhöht
- Direkthilfen der Fed an Nicht-Banken
- massive Herabsetzung der Qualität der Sicherheiten
- sogar direkter Tausch von Ramschanleihen gegen Staatsanleihen
(Fed) bzw. direkte Beleihung von spanischen, italienischen,
griechischen und britischen Immobilienkrediten
(EZB). Dies geschieht nicht zu marktgerechten Konditionen
und übrigens auch aus politischen Gründen (der Euro wäre
ohne diese Transferzahlungen längst zerbrochen und mit
ihm sofort auch die EU!).





Viele der Maßnahmen wären für Ökonomen noch vor einem Jahr völlig undenkbar gewesen! Einzig offene Verstaatlichungen oder offene Monetarisierungen der Schulden oder offene Konkurse bzw. Übernahmen von Geschäftsbanken durch Fed und EZB wurden rein technisch nochmals vermieden! De facto wird mit dem Tausch von Ramschanleihen gegen Staatsanleihen nun aber sogar die Währungsbasis massiv verschlechtert und die Zentralbanken haben auch erstmals begonnen, das Kreditausfallrisiko dieser Anleihen zumindest zeitweise auf die eigenen Bücher zu nehmen! Der geldpolitische Dammbruch ist erfolgt und die moralische Hemmschwelle wird nach diesen Präzedenzfällen beim nächsten Mal geringer sein.

Samstag, 24. Januar 2009

Neoliberale Philosophie ungleich Keynesianistische Philosophie

In den heutigen Debatten um die "Finanzkrise" und die Reaktion der Ökonomen und der Politik darauf werden - bewusst oder aus Unkenntnis - viele verschiedene Bereiche und Philosophien in einen Topf geworfen. "Globalisierung", "Finanzmärkte", "Neoliberalismus", "Interventionismus", "Bail-outs", "staatliche Konjunkturpakete", etc. Alles scheint ein großes zusammenhängendes Gebilde zu sein. Und für viele linken Ideologen ist dabei eines wichtig zu propagieren: Gier, Kapitalismus und Neoliberalismus sind schuld. Dass dabei die (echte) neoliberale Ordnungs-Idee gerade bei der Debatte um Ursachen und Umgang mit der "Finanz- und Wirtschaftskrise" oft sehr andere Ansätze vertritt, als die derzeitige Wirtschaftspolitik und keynesianische Ökonomen, spielt für die Ideologen keine Rolle. Denn für diese ist wichtig, das Wort "neoliberal" mit allem Schlechten dieser Welt in Verbidnung zu bringen, nicht wirklich sachlich über Ursachen und

Wirklich neo-/ordoliberale Ökonomen etc. heißen keineswegs den heutigen keynesianistisch-inflationären Teil der Wirtschaftspolitik gut und betonen, dass "Bail-outs" und staatlicher Interventionismus eben nicht neoliberal sind:

Alle neoliberalen Ökonomen etc., von denen ich etwas zur "Finanzkrise" gelesen habe, sind gegenüber staatlichen Rettungsaktionen für verschuldete oder durch inflationäre Blasen in Schwierigkeiten geratene Unternehmen - Bail-outs - skeptisch. Ein erheblicher Teil lehnt solche Subventionen und steuerfinanzierte Finanzspritzen gänzlich ab. Der andere Teil sieht es pragmatisch als notwendige Rettung des Gesamtsystems an, obwohl sie zugeben, dass dies den Prinzipien der neoliberalen Ordnungspolitik widerspricht - also nicht neoliberal ist.
Dabei sehen aber auch diese "Keynesianer aus Pragmatismus" die Ursachen zu großen Teilen in der inflationären staatlichen Geldexpansion und den damit ermöglichten künstlichen Boomblasen. Und selbst diese Minderheit (unter den Neoliberalen) der "Rettung ist wichtiger als Prinzipien"-Vertreter vermutet, dass die interventionistischen Bail-outs wiederum zu neuen Verzerrungen, Fehlanreizen und falschen Investitionssignalen in der Wirtschaft führen werden. Sie halten diese neuen Probleme nur für ein geringeres Übel als es direkt zu einer bereinigenden Krise kommen zu lassen.

D.h.: Neoliberal ungleich Interventionismus/Keynesianismus

Donnerstag, 22. Januar 2009

Ordnungspolitik

Das neo-/ordoliberale Element in der Sozialen Marktwirtschaft.

von Seba96

Der Neo-/Ordoliberalismus (1)(2) hatte seine Wurzeln im klassischen Liberalismus und dem neuen, sozialstaatlicheren neoliberalen Ansatz von Friedrich Hayek, Alexander Rüstow, Wilhelm Röpke, Alfred Müller-Armack, Ludwig Erhard etc.
Dieser wirtschafts- und gesellschaftspolitisch liberale Ansatz war von Beginn der BRD an politisch wie akademisch kein Mainstream. Es war mehr oder weniger Zufall (und der Überzeugungskraft Ludwig Erhards zu verdanken), dass sich eine Mischung aus (grob) Christsozialem und neo-/ordoliberalen Ansätzen in dem Modell der "Sozialen Marktwirtschaft" durchgesetzt hat. Der Erfolg dieses Konzepts, der in den 50er-Jahren das sogenannte Wirtschaftswunder ermöglichte, schaffte dann auch eine mehrheitliche Zustimmung in der Bevölkerung.

Im Laufe der Jahre kamen dann (beginnend u.a. mit dem Umlageverfahren bei der Rentenversicherung) immer mehr interventionistische und sozialstaatliche Elemente hinzu, nicht weg.

Manche Zeitgenossen haben die Vorstellung, dass es seit den 70er-Jahren in Deutschland immer "neoliberaler" zuginge. Es mag für einzelne Teilbereiche der Wirtschaftspolitik durchaus stimmen, dass hier weniger Keynesianismus und etwas mehr ordoliberale Konzepte praktiziert werden.
Gerade seit diesen 1970er-Jahren hat es jedoch in Deutschland auch folgende Entwicklung gegeben:
- die Sozialtransfers sind massiv gestiegen,
- der Anteil der Sozialausgaben am Haushalt ist keineswegs zurückgegangen, sondern gestiegen und
- die staatliche Sozialpolitik hat sich deutlich ausdifferenziert, d.h. es haben sich viel mehr verschiedene Förder- und Versorgungsleistungen entwickelt.

Es gibt also keinen sachlichen Grund anzunehmen, dass es in Deutschland (ausgerechnet seit den 70er-Jahren) immer "neoliberaler" bzw. mit weniger Staat zugehen würde. In vielen Bereichen wurde schon seit den 60er-Jahren das ursprüngliche ordoliberalere Konzept der "Sozialen Marktwirtschaft" deutlich zu mehr Interventionismus hin verändert.
In manchen Gebieten wurden wiederum (haushaltspolitisch) ausufernde Veränderungen an diesem Konzept wieder etwas, aber selten ganz, zurückgenommen, dafür wurde der interventionistische Gedanke in vielen Gebieten schrittweise immer weiter ausgebaut (teilweise mit positiven, teilweise mit negativen Ergebnissen - aber die Wertung dessen ist nochmal was anderes, die Tatsache kann man jedoch wertfrei festhalten). In manchen Gebieten kam es wirklich seit den 80er-Jahren zu einer liberaleren Handschrift, in sehr vielen anderen Bereichen, der Wirtschafts- wie Sozialpolitik, wurde jedoch auch der Sozialstaatsgedanke weiter ausgebaut.

Begriffsdefinitionen:

Neo-/Ordoliberales Wirtschafts- und Sozialphilosophie (grob vereinfacht):
Der Staat, bzw. die Regierung hält sich aus dem konkreten privatwirtschaftlichem Ablauf heraus, kümmert sich um Infrastruktur und Rahmenbedingungen. Hinzu kommt eine sozialstaatliche Rahmengesetzgebung.

Interventionismus: Der Staat greift "lenkend", "steuernd" ("planend") in den konkreten Wirtschaftsablauf ein, verändert marktwirtschaftliche Abläufe.
Neoliberal bewertet: Interventionismus verzerrt Angebot/Nachfrage-Mechanismen, setzt Fehlanreize, verhindert künstlich einen raschen (jnd damit möglichst wenig Nebenwirkungen zeigenden) Strukturwandel, verschwendet massiv Steuergeld in Subventionen an nicht (mehr) wirtschaftlich arbeitende Branchen und sogar Einzelkonzerne, handelt strukturkonservativ und wirtschaftshemmend.

Sozialstaat, nach ordoliberalem ordnungspolitischem Konzept:
Der neoliberale, ordnungspolitische Sozialstaat sichert Bürger gegen unverschuldete Notsituationen; erschafft Vertrauen und Anreize, möglichst selbstständig leben zu können; er soll jedem Bürger einen (immer wieder festzulegenden) Standard an (wiederum gesellschaftlich anerkannten, veränderlichen) Grundbedürfnissen, wie Bildungschancen, Gesundheitsversorgung, Wohnung und Ernährung ermöglichen.
Er greift dabei nicht direkt in den Wirtschaftsablauf ein, welcher nach marktwirtschaftlichen Mechanismen für Leistungsanreiz, wirtschaftliches Wachstum und individuelle Arbeits- und Entfaltungsfreiheit sorgt.
Der Staat gibt hier den Rahmen, bzw. die allgemein gültigen Spielregeln. Diese Rahmenbedingungen sind wiederum (veränderliche) Gesetze zu Arbeitsbedingungen, Tarifhoheit etc.. Es handelt sich hier aber eben um das Aufstellen von Regeln und von rechts- und sozialstaatlichen Normen, aber bewusst nicht um interventionistisches oder dirigistisches hineinregieren in den volkswirtschaftlich sinnvollerweise nach marktwirtschaftlichen Regeln stattfindenden Wirtschaftsprozess.
_________________________________________________________________________________________

(1) Die deutsche Variante des Neoliberalismus nennt sich Ordoliberalismus
(2) Hierbei ist mit neoliberal der ursprünglich klar definierte Begriff für die Wirtschafts- uns Sozialphilosophie des
Neo-/Ordoliberalismus gemeint; nicht der willkürlich benutzte Kampfbegriff vieler Linker, die unter dem zweckentfremdeten Begriff "neoliberal" einfach alles schlechte dieser Welt propagieren.

Montag, 19. Januar 2009

FDP will Änderungen am Konjunkturpaket 2

Angesichts einer drohenden Blockade im Bundesrat will die Bundesregierung das Konjunkturpaket II aufspalten. Mit der Hessen-Wahl haben sich auch die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat geändert.

Die Bundesregierung will das Konjunkturpaket in im Bundesrat zustimmungspflichtige und zustimmungsfreie Teile aufspalten. Das kündigte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm in Berlin an. Hintergrund ist offensichtlich die Forderung der FDP nach Korrekturen an Teilen des Pakets.


Quelle: n24.de


Mit etwas Glück kam der FDP-Wahlerfolg zur richtigen Zeit. So können immerhin noch die verschwenderischsten der keynesianistischen Auswüchse des "Konjunkturpaketes" verhindert werden. Solide Haushaltsführung und niedrigere Steuern machen Wirtschaft und Gesellschaft jetzt vielleicht noch etwas fitter für die kommende (durch noch größere Inflation nur verschobene) Krise. So werden eventuell nicht nur die (teilweise selbstverschuldet) maroden Großunternehmen subventioniert, sondern Mittelstand und Bürger haben auch etwas von der staatlichen Umverteilungsstrategie. Eine Verbesserung der Infrastruktur durch maßvolle Investitionen mag auch längerfristig sinnvoll sein. Bail-outs in großem Stil und die Rettung von großen Firmen, nur des kurzfristigen (Umfragen)erfolgs wegen, werden die bereinigende Krise nur weiter aufschieben (siehe im kleinen Stil die kostspielige vermeintliche Rettung des Holzmann-Konzerns). Wer solide wirtschaftet hat auch gute Chancen sogar die (Staat und Wirtschaft (be)treffende) Verschuldungskrise zu überstehen. Aber nicht wirtschaftlich arbeitende Firmen werden auch mit Steuergeldern nicht langfristig "gerettet" werden können. Es sei denn sie werden mittelfristig verstaatlicht und müssen dann nicht mehr wirtschaftlich arbeiten, sondern können ihre Schulden sozialisieren. Dieser Ansatz würde aber den Staat noch näher als heute schon zum Staatsbankrott bzw. zu einer "Währungsreform" führen.

Freitag, 9. Januar 2009

Charmante Satire auf Bail-Outs

(afp) - In einer in Los Angeles veröffentlichten Erklärung forderten der berühmt-berüchtigte Porno-Verleger Larry Flynt und der Sex-Filmer Joe Francis ein staatliches Rettungspaket in Höhe von fünf Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro). Die Sparte stehe zwar noch lange nicht vor dem Zusammenbruch, "aber warum soll man ein Risiko eingehen?", hieß es in der offenbar nicht ganz ernst gemeinten Erklärung.
Die beiden Unternehmer wiesen darauf hin, dass die Pornoindustrie in den USA einen jährlichen Umsatz von 13 Milliarden Dollar mache. "Der Kongress will den wichtigsten Unternehmen helfen, da verdienen auch wir Aufmerksamkeit", heißt es in der Erklärung. Das Hilfspaket solle sich an den Rettungsmaßnahmen für die US-Autobauer orientieren: "Die Menschen können ohne Auto leben, aber nicht ohne Sex."


Die Pornoindustrie hat auch viele Arbeitsplätze, einen enormen Umsatz und ist eine wichtige Dienstleistung in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft. Trotzdem werden dort die Politiker vermutlich nicht werbeträchtig große Summen versprechen, um angeblich "langfristig" Arbeitsplätze durch Teilverstaatlichungen und marode Konzerne rettende Subventionen (bail-outs) auf Steuerzahlerkosten zu verschenken.
Daher ist die Aktion der beiden Erotik-Dienstleistungs-Produzenten ein geistreicher Scherz, der bewusst die Willkürlichkeit der staatlichen Bail-out-Politik und der Milliardensubventionen an politisch als "wichtig" bzw. "zu wichtig, um bankrott gehen zu dürfen" ("too big to fail") festgelegte Konzerne aufs Korn nimmt.

Mit der Geldpresse finanzierte Bail-outs, die die Allgemeinheit schon kurzfristig [über Steuern und Inflation finanziert] viel mehr kostet, als es im besten Fall (Erhalt eines bankrotten Konzerns) bringen würde. Mittelfristig werden (siehe Holzmann und andere staatliche medienwirksame "Rettungs"aktionen) auch die meisten dieser am Tropf des Staates hängenden Konzerne wieder pleite gehen. Sie können nun nämlich dank Staatsgeld noch eine Weile so weitermachen, wie bisher, was sie zum Bankrott geführt hat. Dank der irrigen Annahme, mit mehr nachgedrucktem Geld (durch noch mehr Inflation) würde die Wirtschaft wieder - ohne Strukturänderungen und Rückkehr zum soliden marktwirtschaftlichen Wirtschaften - praktisch von alleine "boomen". Damit wird die bereinigende Krise vermutlich nur verzögert, die (mit keinem realen Gegenwert gedeckten) neuen Boomblasen werden noch größer und das Platzen des nächsten inflationären (rein künstlich über Verschuldung und Inflation finanzierten) Booms wird eventuell eine noch deutlich härtere Wirtschafts- bzw. Verschuldungskrise hervorrufen.

Mittwoch, 26. November 2008

Deflation

Deflation - eine Gefahr, wenn vorher ein langer inflationärer Boom die Verschuldung in die Höhe getrieben hat.

Deflation (von lat. deflare = Luft herauslassen) wird häufig mit der
großen Depression 1929-32 in Verbindung gebracht. Doch dieser
Depression ging ein gigantischer inflationärer Boom voraus.
Nicht umsonst spricht man noch heute von den „goldenen 20er
Jahren“. In dieser Zeit erlangten Konsumentenkredite erstmals
eine größere volkswirtschaftliche Bedeutung in der
Automobilfinanzierung.
Folgt die Deflation einem Verschuldungsboom, so ist sie ausnahmslos
verheerend. Ist eine Volkswirtschaft erst einmal so
hoch verschuldet wie heute die amerikanische, würde sie unter
der Last einer echten Deflation zusammenbrechen.
Dass es in unserem System zu einer echten Kontraktion der
Kreditmenge kommt, ist kaum wahrscheinlich. Vermutlich wird
einer ausgeprägten Inflation, vielleicht gar einer Hyperinflation,
ein Währungsschnitt folgen, sozusagen eine Sekunden-Deflation,
um dann wieder bei Null anfangen zu können.

Vernunft statt Populismus

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) in einem Interview zur Schulden-/Finanzkrise:

Derzeit erleben wir eine sehr gefährliche Diskussion. Ich sehe mit Sorge, dass diese Krise übersteigert und instrumentalisiert wird, um staatsinterventionistische Maßnahmen gegen das ungeliebte Kind soziale Marktwirtschaft durchzusetzen. Ich sage klar: Auch die Politik hat Anlass zur Demut. Denn am Beginn dieser Krise stand ein politisches Fehlverhalten seitens der Geldpolitik in den USA. Und auch beim Überschwappen der Krise nach Deutschland und Europa spielten nicht zuletzt auch öffentlich-rechtliche Banken eine entscheidende Rolle. Populismus ist nicht das Gebot der Stunde, und ich empfehle, auch in der Sprache darauf zu achten, dass nicht rhetorische Dämme zur Verteidigung der Marktwirtschaft eingerissen werden, die man später so leicht nicht wieder aufbauen kann.

Dienstag, 25. November 2008

Nationalökonomische Texte

Ein Artikel des deutsch-amerikanischen Ökonomen Hans Sennholz zu den Gefahren der Niedrigzins-Politik von Zentralbanken und damit ermöglichten Schulden- und Inflationsbooms, die früher oder später im Crash enden müssen:

Money is flooding the World Markets

von Hans F Sennholz

Staatliche/Halbstaatliche Zentralbanken handeln nach einem relativ einfachen Grundprinzip: Wann immer die wirtschaftliche Entwicklung stagniert oder rückläufig ist senken sie ihre Zinsen und vergrößern ihre Kredite. Aber wenn die Wirtschaft sich zu erholen scheint zögern sie diese Zinssenkungen wieder rückgängig zu machen. Die Konsequenz davon ist eine ständige Zunahme der Liquidität [An Geldmenge, nicht an tatsächlich erwirtschaftetem Kapital). Laut Berechnungen der Deutschen Bundesbank verdoppelte sich der weltweite Geldbestand zwischen Ende 1997 und September 2006 beinahe, die tatsächliche wirtschaftliche Produktion wuchs aber nur um etwa 60 Prozent. Solch ein Ungleichgewicht erzeugt entweder steigende Verbraucherpreise oder Preisblasen [stark überhöhte, nicht marktgerechte Preise bei bestimmten Produkten] bei Aktien, Krediten oder dem Immobilienmarkt. Wenn diese [künstlich erzeugten] Preisblasen schließlich platzen verursachen sie viele privatwirtschaftliche Verluste und zwingen Branchen und Firmen zu Krisenmanagement und Neuausrichtung [unter oft erheblichen Kosten].
Jede Woche können wir von Firmenzusammenschlüssen und -übernahmen hören. Ausgestattet mit [u.a. dem von der Zentralbank in Umlauf gebrachten] Geldbestand sind „Private Equity Funds“ immer in der Lage für Firmen hohe Summen zu bieten und Firmen zu übernehmen. Der Zusammenschluss- und Übernahmeboom hält die Aktienpreise aufrecht, von denen die meisten Investoren profitieren. Mehr noch, wenn das Kapital mancher Unternehmen privatisiert wird und andere in Aktien-Rückkäufe investieren, und dadurch das Gesamtangebot an Firmenanteilen verringert wird, erlebt der Aktienmarkt einen außergewöhnlichen Boom, der nach Hoffnung mancher Investoren nie aufhören sollte.
Einige Ökonomen spotten über diesen Optimismus; sie verweisen auf das Platzen der Blasen im Jahre 1929, welches zur Großen Depression bzw. Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre führte. Sie erinnern sich auch an das Platzen der japanischen Blase in den frühen 1990er-Jahren, welches die japanische Wirtschaft für nahezu ein Jahrzehnt in die Krise brachte. Und sie können die monetäre Politik während und nach dem 2. Weltkrieg nicht vergessen, welche bis zum Beginn der 1970er-Jahre die Welt mit US-Dollar überflutet hatte. Einige Länder beendeten daraufhin schließlich die Bindung ihrer Währungen an den US-Dollar und die öl-exportierenden Länder fuhren ihre Öl-Ausfuhr zurück, was für einen starken Anstieg der Rohstoffpreise sorgte. In den frühen 1980er-Jahren bedurfte es großer Zurückhaltung der FED um zumindest eine gewisse Stabilität zurück zu erlangen und etliche Jahre für die freie Wirtschaft um einige der entstandenen Schäden zu beheben und es der us-amerikanischen Wirtschaft zu ermöglichen, wieder zu wachsen.
Aktuell machen staatliche Wirtschaftsplaner und Zentralbankiers dieselben Fehler erneut. Sie alle scheinen niedrige Zinsen geradezu zu lieben und huldigen dem billigen [kredit-, bzw. inflationsfinanzierten] Kapital. Wenn die Zinsen sehr niedrig sind, wie es in den USA und Europa am Anfang dieses Jahrzehnts war, verliert die Wirtschaft einen Orientierungssinn. Dies kann es dann auch unproduktiven/unwirtschaftlichen Herstellern und Anbietern erlauben im Geschäft zu bleiben [ohne die Strategie oder das Angebot ändern zu müssen]. Auf lange Sicht verlieren die Volkswirtschaften ohne die Orientierungsmöglichkeit an wirklichen [,am real erwirtschafteten/vorhandenen Kapital und der Produktivität der Wirtschaft orientierten, nicht von der Zentralbank künstlich veränderten] Zinsen an Effektivität und Produktivität [aufgrund falscher Anreizsetzung durch künstlich niedrige Zinsen].

In einer freien Wirtschaft spielen Zinsen eine ähnliche Rolle wie Preise und Löhne. Sie alle entstehen aus der Nachfrage/den Wünschen und Wert-Beimessungen der Menschen/Verbraucher, die „Angebot und Nachfrage“ hervorrufen, die über die Entscheidungen der Anbieter bestimmen. Am Markt entstandene Zinsen sind Bruttozinsen, die üblicherweise aus drei charakteristischen Teilen bestehen: Dem reinen Zins, dem Abschreibungszins und der Kreditnehmer-Risiko-Prämie. Der reine Zins ist der Hauptbestandteil, welcher aus der ureigenen menschlichen Natur stammt, ökonomische Phänomene im Verlauf der Zeit zu sehen. Er misst zukünftigen Gütern und Bedingungen einen geringeren Wert zu als dem jetzigen Vorteil. Der Unterschied in der Bewertung ist der reine Zins. Die Abschreibungs-Komponente taucht auf, wenn der Staat/die Regierung oder seine/ihre Zentralbank inflationiert und damit die Währung im Wert mindert. Die Höhe dieser Wertminderung bestimmt die Größe dieser Komponente. Die Kreditnehmer-Risiko-Prämie spiegelt schließlich die Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit des Kreditnehmers wider.
Zentralbankiers schenken dem [natürlichen] Marktzins selten Aufmerksamkeit. Ihre Politik ist von den bekannten [keynesianistischen] Lehren von der Stimulation der nationalen Beschäftigungsrate und der [künstlichen, durch Inflation bezahlten Steigerung der] Einkommen bestimmt. Sie scheinen sich nicht bewusst zu sein [oder sein zu wollen], dass alle künstlich veränderten Zinsen im Gegensatz zum am Markt entstandenen Zins falsche Signale sowohl an die Verbraucher wie auch die Anbieter senden. Sie verursachen ein Ungleichgewicht/Fehlanpassung an tatsächlich auf dem Markt vorhandene Güter und Kapitalwerte. Zinsen, die niedriger als der eigentliche Marktzins sind, steigern prompt die Nachfrage nach [künstlich verbilligten] Krediten. Mit all den aktuellen [zentralbanklichen] Zinsen unter dem Marktzins kann es nicht verwundern, dass die Gesamtverschuldung der USA auf einige Billionen Dollar gestiegen ist. (…) Das Federal Reserve System hat, zusammen mit etwa 7.900 Privatbanken, die Geldmittel dafür bereitgestellt, und ausländische Zentralbanken und Privatbanken investierten ihre Dollar-Erträge in fast die Hälfte der Schulden der US-Regierung.
Solch eine Kredit-/Schuldenexpansion, nicht gedeckt durch echte Ersparnisse und Kapitalbildung, erzeugt illusionäre Gewinne und lässt die Menschen glauben, sie seien wohlhabender, als sie tatsächlich sind. Aktien- und Immobilienpreise steigen stark an, verlocken die Menschen dazu, ihre Gewinne zu verpulvern/falsch zu investieren, ihre Häuser übermäßig auszubauen und sich Anwesen [mit real nicht gedecktem Geld] zu schaffen, etc.
Tatsächlich könnten sie - Geschäftsmann und Aktienhändler, Manager und Angestellte - damit ihre materielle Substanz [an realem Kapital] vervespern. Aber egal wie weit die FED die Zinsen senkt, wird der Boom zu einem Ende kommen, sobald das Ungleichgewicht [zwischen Kreditmenge und real vorhandenem Kapital] sichtbare Verluste bei der Wirtschaft verursacht. Wenn mehr und mehr Firmen in Schwierigkeiten geraten oder gar bankrott gehen, beginnt die Neuausrichtung und –justierung, die die freie Wirtschaft zwingt, sich wieder an den tatsächlichen Bedingungen [von vorhandenem Kapital, Angebot und Nachfrage] zu orientieren.
Heute ignoriert die FED beharrlich den Marktzins. Sie fährt mit der Ausweitung der Kreditexpansion fort, welche nicht nur den Immobilienmarkt in eine große Blase verwandelt und den Aktienmarkt gepusht hat, sondern auch ein gewaltiges Außenhandels-Ungleichgewicht erzeugt hat. Sowohl die inländischen - [USA], als auch die Falschausrichtungen und Fehlanreize im Ausland erzeugen weiter wachsende Probleme für Handel und Industrie.

Manche Ökonomen sind überzeugt, dass die Zentralbanken einen Ausweg aus dem Dilemma parat haben: Sie könnten schrittweise die Inflation steigern, was alle Bezieher von festen Einkommen und Besitzer von Obligationen/Pfandbriefen/Schuldscheinen etc. [durch das Gelddruckmonopol der Zentralbanken] zwingen würde, den Großteil der entstandenen Verluste zu bezahlen. Optimisten unter den Ökonomen verweisen sogar auf den Einfluss der Globalisierung, welcher den Effekt der Inflation auf den Immobilienmarkt und den Fusions- und Übernahme-Boom zu begrenzen scheine. Die meisten Ökonomen befürchten aber eine Rezession, die ein normaler Teil eines Wirtschaftsablaufes ist. Diese Angst könnte dann die Planung von Unternehmern bestimmen, die daraufhin die Produktion verringern könnten, was wiederum die Arbeitslosigkeit seigen lassen würde. Die Regierung würde daraufhin mit staatlichen Beschäftigungsprogrammen reagieren und verstärkte Wohlfahrtsaufgaben übernehmen. Sie könnte eventuell sogar einige Steuern senken, ihr Haushaltsbudget erhöhen und die Zentralbank anweisen, die Zinsen noch einmal zu senken. Die Inflationsrate wäre damit zum starken Anstieg bestimmt.
Einige eher skeptische Ökonomen sind davon überzeugt, dass damit eine niedergehende Wirtschaftsentwicklung vor uns liegen würde. Üblicherweise weisen sie auf drei Gefahren hin, die einen ernsthaften Einfluss auf die amerikanische Wirtschaft haben könnten: Es gibt einen wachsenden Berg von öffentlicher und privater Verschuldung und Krediten, die auf Geld- und Verschwendungssucht aufgebaut sind. Es gibt ein Multimillionen Dollar schweres Versprechen für ein [staatliches] Rentensystem und eine großes Gebäude aus Regierungsgarantien und Versprechungen die [mit real vorhandenen Werten] nicht eingehalten werden können. Zusätzlich gibt es noch eine ganze Vielfalt von komplexen Derivaten, deren Wert wiederum von anderen Dingen abhängt, wie Aktien, Obligationen, Termingeschäften, Optionsscheinen, Darlehen und sogar reinen Versprechungen und Ankündigungen. Sie alle werden, laut den skeptischen Ökonomen, die logischen Opfer der kommenden wirtschaftlichen Krise werden.
Dieser Ökonom [Hans F. Sennholz], der die Politik der FED und allgemein von Zentralbanken seit den 1950er-Jahren beobachtet hat, teilt in diesem Fall die Ansichten dieser Skeptiker über eine Politik der Inflation. Sie scheinen einen klaren Blick für die Grundprinzipien des Geldmarktes und der Geldpolitik der Regierungen, seit diese die natürliche [marktgebundene] Geldordnung verworfen haben, zu haben. Eine solche natürliche, an die Marktlage und real vorhandene Werte gebundene Geldordnung waren der Gold- und Silberstandard. Aber die Skeptiker übersehen oft die zahllosen Kniffe und Taktiken, mit denen Regierungspolitiker und Zentralbankiers die eigentlich sichtbaren Folgen ihrer [vom realen Markt losgelösten] Geldpolitik kaschieren können. Vor diese Folgen vollends zu Tage treten wird es vermutlich ein finanzpolitisches Armageddon geben, mit einer Vielzahl neuer staatlicher Regulierungen und Eingriffe, die die Folgen der derzeit betriebenen staatlichen Geldpolitik verschwinden lassen oder zumindest verstecken sollen. Diese Politik wird sich immer schneller ändern müssen, um die schon jetzt sichtbaren Folgen zu überdecken. Wegen der öffentlichen Uninformiertheit und immer noch weit verbreiteten Unkenntnis über die Zusammenhänge monetärer Politik und ihrer weitreichenden Auswirkungen ist eine große Mehrheit der Bevölkerung immer noch bereit ,diese Art der Geldpolitik hinzunehmen und begrüßt die [als Lösung vorgeschlagenen] Regulierer und staatlichen Geldkontrolleure.

Nach einer kurzen Periode der staatlichen Preis- und Lohnlenkung könnten die Stimmen der Vernunft, die derzeit kaum öffentlich präsent sind, wieder gehört werden. Es wird ihnen eventuell sogar erlaubt werden die us-amerikanische Wirtschaft wieder in die Lage zu versetzen sich wieder zu erholen, in dem sie die Masse von [staatlich festgelegten] Preis- und Lohnlenkungen aufheben und es Löhnen und Preisen wieder ermöglichen durch sich am Markt auszurichten. Sie werden eventuell sogar eine Währungsreform anstrengen müssen, was die Ausgabe eines neuen Geldes in einem unterschiedlichen Verhältnis zum alten Geld bedeuten würde. Viele Länder überall auf der Welt haben in den letzten Jahrzehnten bereits Währungsreformen erleiden müssen. Für die US-Amerikaner wäre es eine neue Erfahrung.
Wir können nicht sagen, was die Zukunft bringen wird, aber wir müssen uns für sie vorbereiten. Ich vermute einen stufenweisen Anstieg der politischen Kontrolle über das wirtschaftliche Leben der Menschen, was zu zahllosen Fehlanpassungen und -ausrichtungen, Verzerrungen und Stagnation [in der Wirtschaft] führen würde. Aber diesem Trend in der us-amerikanischen Politik und seinen schädlichen Auswirkungen auf die Wirtschaft steht eine weltweite Entwicklung in Richtung offenerer Märkte gegenüber. Da die Handelsbarrieren weltweit derzeit eher kleiner werden und Investitionskapital relativ frei ist, in Länder mit geeigneten Rahmenbedingungen zu wechseln, welche dadurch einen starken Anstieg ihrer Produktivität und des Lebensstandards erleben, wird es für US-Politiker und staatliche Wirtschaftslenker schwerer, ihre Macht zu erhalten und auszubauen und auf eine Kommando-Wirtschaft hinzuarbeiten. Sie können das Licht der wirtschaftlichen Freiheit nicht auslöschen, das schon an so vielen Orten auf der Welt entzündet wurde.

Originaltext in Englisch hier: http://www.inflationomics.com/article.php?article=Money%20is%20Flooding%20the%20World%20Markets

übersetzt aus dem Englischen von Seba96

In memoriam Hans F Sennholz (1922-2007)

Montag, 24. November 2008

Zur Schuldenkrise aka "Finanzkrise"

Fehler gemacht haben viele. Wenn man allerdings betrachtet, wie die inflationär und auf Pump finanzierten Kreditblasen zustande gekommen sind, muss man zunächst einmal festhalten: Der Staat besitzt das Geldmonopol. Ohne die mit Zinsen belegte Geldpumpe funktioniert eine Vermehrung von Krediten über das mit realen Werten und tatsächlicher Wirtschaftsleistung vertretbare Maß nicht. Bezogen auf den konkreten Fall: In den USA hat zunächst die Federal Reserve Bank über viele Jahre eine Niedrigzinspolitik gefahren und damit für unheimlich viel (zu) billiges Geld gesorgt. Ohne dieses fast geschenkte nachgedruckte Geld (welches durch keinen realen Wert oder wenigstens eine reale Wertschöpfungserwartung gedeckt war) wären die daraus (bei der menschlichen Natur fast logischerweise) folgenden Kredit- und Hypothekenblasen ohne schnelle Bereinigung gar nicht möglich gewesen. Die debitär-keynesianistische US-Politik finanzierte damit sich selbst und freute sich über den kurzfristigen Boom und die schuldenfinanzierte Förderung der Konjunktur. Für eine Weile lebten Staat und Gesellschaft unbeschwert von der tatsächlichen Wirtschaftswirklichkeit. (Folge: Der Staat (insgesamt) und viele Unternehmen und Privathaushalte (im Durchschnitt) sind in den USA massiv überschuldet.) Viele Banken (nicht alle und nicht alle in solch riskantem Ausmaß wie gerade viele Staatsbanken), denen man das billige Geld geradezu vor die Nase gehalten hat, vergaben fröhlich weiter Kredite. Hier ließen sie zwar jede Vorsicht bei der Kreditvergabe außer acht, aber es ist aus wirtschaftlichen Gegebenheiten schwierig seriös zu bleiben, und beim Inflationsboom nicht mitzumachen, wenn Konkurrenten sich ungehemmt am billigen Staatsgeld bedienen. Auch viele Fondsmanager und Vermögensverwalter haben, geblendet vom staatsfinanzierten Blasenboom bedenkenlos investiert. Und nun, nachdem die Blasen nun anfangen zu platzen und sich der Markt (trotz verzögernder teilweise weiterer Zinssenkungen) korrigiert, beginnt die Schuldenpolitik zu kriseln.
Daraus eine Systemkrise ausgerechnet der (nicht durch staatliche Interventionen und staatlichen Schuldenübernahme („bail-out“) definierten) Marktwirtschaft zu machen, ist politisch-ideologisch (z.B. aus Sicht der anti-marktwirtschaftlichen Linkspartei) verständlich, aber sachlich durch nichts zu belegen.
Was man daraus folgert, ob der Staat also noch einmal kräftig nachgedrucktes Geld in den Kreislauf pumpen und damit die bereinigende Krise aufschieben (und vermutlich zu verstärken) soll oder ob man einen an realen Wirtschaftswerten orientierten (marktkonformen) Schnitt machen sollte, bleibt die Aufgabe der Politik und in Demokratien teilweise der öffentlichen Meinung. Derzeit scheint Keynes recht zu behalten mit seiner Prognose: „Der interventionistische Debitismus [also die wirtschaftliche Nachkriegsordnung der G8] wird eine menschliche Lebenserwartung haben.“ „In the long run we’re all dead”, bzw. die nächste Währungsreform kommt bestimmt.
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