Freitag, 9. Januar 2009

Charmante Satire auf Bail-Outs

(afp) - In einer in Los Angeles veröffentlichten Erklärung forderten der berühmt-berüchtigte Porno-Verleger Larry Flynt und der Sex-Filmer Joe Francis ein staatliches Rettungspaket in Höhe von fünf Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro). Die Sparte stehe zwar noch lange nicht vor dem Zusammenbruch, "aber warum soll man ein Risiko eingehen?", hieß es in der offenbar nicht ganz ernst gemeinten Erklärung.
Die beiden Unternehmer wiesen darauf hin, dass die Pornoindustrie in den USA einen jährlichen Umsatz von 13 Milliarden Dollar mache. "Der Kongress will den wichtigsten Unternehmen helfen, da verdienen auch wir Aufmerksamkeit", heißt es in der Erklärung. Das Hilfspaket solle sich an den Rettungsmaßnahmen für die US-Autobauer orientieren: "Die Menschen können ohne Auto leben, aber nicht ohne Sex."


Die Pornoindustrie hat auch viele Arbeitsplätze, einen enormen Umsatz und ist eine wichtige Dienstleistung in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft. Trotzdem werden dort die Politiker vermutlich nicht werbeträchtig große Summen versprechen, um angeblich "langfristig" Arbeitsplätze durch Teilverstaatlichungen und marode Konzerne rettende Subventionen (bail-outs) auf Steuerzahlerkosten zu verschenken.
Daher ist die Aktion der beiden Erotik-Dienstleistungs-Produzenten ein geistreicher Scherz, der bewusst die Willkürlichkeit der staatlichen Bail-out-Politik und der Milliardensubventionen an politisch als "wichtig" bzw. "zu wichtig, um bankrott gehen zu dürfen" ("too big to fail") festgelegte Konzerne aufs Korn nimmt.

Mit der Geldpresse finanzierte Bail-outs, die die Allgemeinheit schon kurzfristig [über Steuern und Inflation finanziert] viel mehr kostet, als es im besten Fall (Erhalt eines bankrotten Konzerns) bringen würde. Mittelfristig werden (siehe Holzmann und andere staatliche medienwirksame "Rettungs"aktionen) auch die meisten dieser am Tropf des Staates hängenden Konzerne wieder pleite gehen. Sie können nun nämlich dank Staatsgeld noch eine Weile so weitermachen, wie bisher, was sie zum Bankrott geführt hat. Dank der irrigen Annahme, mit mehr nachgedrucktem Geld (durch noch mehr Inflation) würde die Wirtschaft wieder - ohne Strukturänderungen und Rückkehr zum soliden marktwirtschaftlichen Wirtschaften - praktisch von alleine "boomen". Damit wird die bereinigende Krise vermutlich nur verzögert, die (mit keinem realen Gegenwert gedeckten) neuen Boomblasen werden noch größer und das Platzen des nächsten inflationären (rein künstlich über Verschuldung und Inflation finanzierten) Booms wird eventuell eine noch deutlich härtere Wirtschafts- bzw. Verschuldungskrise hervorrufen.
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